Archiv des Autors: bilobait

Straußeneier für Kranke

Der Verband der Privaten Krankenversicherer beschwört in seinen Anzeigen seriöses Geschäftsgebahren und langfristige Sicherheit in Beitragsfragen. Realität in der Praxis: Wunschdenken oder gar Irreführung durch Unterlassen?

Mut zum Voraus- und Umdenken hat die PKV-Branche bislang nur selten gezeigt, dafür um so mehr Neigung zum tariflichen Eiertanz. Während sich nur wenige leitende Vertreter der Branche weitsichtig verhalten, befällt das Gros schon beinm Wort „Transparenz“ das große Schweigen – Vogel Strauß als Wappentier.

Heute gilt es erstmals Vogel-Strauß-Politik zu belohnen und das dickste, unbekömmlichste Straußenei für den November 1996 zu vergeben. Verdient hat es nach unseren Recherchen ohne Einschränkung die Central Krankenversicherung. Glückwunsch! Betrachten wir hierzu die Tarifpolitik von Berlin-Kölnische (BKö) und Central Krankenversicherung: beide mit ähnlichen Strukturen, aber unterschiedlich ausgeprägten Ängsten vor der Öffentlichkeit. Die zwei Unternehmen verkauften Hochleistungstarife der heutigen Qualität, die im Rahmen der GOÄ leisten, bereits 1974 und früher. Es gibt vergleichbare und stärkere – noch heute preisgünstige – Versicherer aus dieser Zeit.

Zur BeKö: Die Tarifserien X1-100 und DSB1-4 inkl. Zahn sind seit 1974 oder kurz danach am Markt – noch nicht geschlossen, aber mittlerweile aus der Bewerbung genommen. Die verheerende Prämienentwicklungwicklung muss das Unternehmen erschreckt haben. Folglich bietet die BeKö als weitere Tarife die GS- (seit 1981) und AS-Serie (seit 1986) an; letztere mit höchster Qualität. Aber: Auch die AS-Tarife laufen aus dem Ruder. GS-Zahntarif geplündert, schweres Kränkeln bei einem bestimmten Selbstbehalt. Dennoch sind die GS-Tarife Vermittlerfavoriten. Wohin BeKö? Immerhin: Es ehrt die Berlin-Kölnische, dass sie keine Beiträge verschleiert. Wer sich als Makler wirklich informieren will, kann dies tun.

Beitragserhöhung wie Staatsge­heimnis gehütet
Zur Central Krankenversicherung: Als gediegene Tarifserie bietet sie seit 1974 und früher die ambulanten AM-Tarife (inzwischen 600, 800 und 1400 DM Selbstbeteiligung) und stationären S100. Seit 1980 den S200 (Zweibettzimmer) und seit 1986 den ambulanten AMX 80 an (20 Prozent Selbstbeteiligung mit maximal 500 DM SB p.a.). Die Varianten mit 600, 800 und MIM DM Selbstbeteiligung sind schlichtweg futsch. Zwar nicht geschlossen, aber die letzte Beitragserhöhung im Bestand wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Transparenz gegenüber Versicherten scheint ein Fremdwort. Mehr noch, nach Ansicht des Autors wird der Versicherte von der Central Krankenversicherung großteils wie ein Kind behandelt, das mit schriftlichen Tiraden stillgehalten werden soll. Ist das nachvollziehbar, verständlich?

Das Unternehmen hat in den AM-Tarifen (600, 800 und 1400 DM SB) bei der letzten Beitragsanpassung einen beachtlichen Umsatzsprung gemacht. In der Altersgruppe 60-64 (Mann und Frau) ergab sich eine Beitragserhöhung von bis zu 50 Prozent. In dem uns vorliegenden Beispiel sind Mann und Frau bereits seit Jahrzehnten bei der Central krankenversichert.

Strategie der Heimlich­tuerei
Zum Umstieg nach § 178f. Versicherungsvertragsgesetz empfiehlt das Unternehmen überwiegend den KN-Tarif (Kompakttarif). Dieser von mutigen Maklern angebotene Tarif ist seit 1987 im Verkauf und lei­stet über den 3,5fachen Satz der GOÄ hinaus. Wer Ahnung hat und zum AM sowie AMN vergleichen kann, gerät ins Stottern. Ergänzt werden die bisherigen Tarife durch den Einstiegstarif mit Umstiegsoption ohne Gesundheitsprüfung (vgl. hierzu “Was bei Einstiegstarifen zu be­achten ist“, KURS August 1996. S. 196). Die Central Krankenversicherung hat sich über Jahre verdientermaßen das dickste und unbekömmlichste Straußenei systematisch erwirtschaftet.

Als erstem PKV-Unternehmen wird ihr diese Auszeichnung deshalb Im den Mo­nat November 1996 zuteil. Makler und Vermittler können bei sachlicher Recher­che der hier präsentierten Angaben ohne weiteres feststellen, ob die Haftungsfrage für sie relevant werden könnte. Der Autor jedenfalls verfährt so: Er informiert seine Bekö- und Central-Kunden aus früheren Jahren so umfassend wie möglich.

Fazit: Hier geht es um cinen neuralgi­schen Punkt der PKV, den der Strategie der Heimlichtuerei. Deshalb, damit Makler ihre Verpflichtungen gegenüber Kunden erfüllen können, die Forderung: Über die aktuellen fiktiven Eintrittsaltersprämien noch nicht geschlossener, aber nicht mehr beworbener Alttarife ist auf Wunsch lückenlos zu informieren. Denn: Eine unzu­reichende Untemehmenspolitik kann und darf nicht als Rechtfertigung für Verschleierungstänze gegenüber Versicher­ten herhalten,
ALADON Peter Zinke (Der Autor ist Versicherungsmakler in Wiesbaden.

Die nachgeordneten Ratingpunkte verdeutlichen den Ansatz:

  1. Ist Alttarif im Neugeschäft konkur­renzfähig?
    GOÄ-Unterschiede und Selbstbeteiligungen sind berücksichtigt. Wir finden bei nicht geschlossenen Alttarifen locker mo­natlich Prämienunterschiede von 150 bis 400 DM (für Frauen und Männer zwischen 30 – 40). Altversicherer mit erstklassigem Profil haben gegenüber allen Anbietern einschließlich der HUK Kranken, einem Durchstarter seit 1990. ausgezeichnete Wettbewerbschancen.
  2. Lehnte Anbieter bisher billige Zweit­tarifwerke ab?
    Wenn ja, zu Recht. Praktisch jedes weitere Tarifwerk vor August 1994 soll Markt­anteile zurückholen und war als billiger Ausgrenzungstarif zum Altbestand ge­dacht. So besitzen gute Altversicher mit einem Tarifwerk das beste Gütesiegel.
  3. Zeigt Versicherer Stärke in wenigen Tarifwerken (und blendet nicht mit Inno­vationen)?
    Beste Marktchancen beim Überlebenstraining haben jene, die vermeintlichen Rettungsankern widerstreben. Derzeit zeigen einige Versicherer Panikreaktionen, wenn man die neuen Billigsttarife mit Umstiegsoption ohne Gesundheitsprü­fung betrachtet. Eine soziale Sackgasse
  4. Derzeit positive Entwicklungschan­cen für den Alttarif!
    Gut bei Versicherern mit einem Tarifwerk. Je mehr Tarifwerke, umso unwägba­rer die Entwicklung.
  5. Wirkten Wachstum beziehungswei­se Annahme kontrolliert?
    Je älter und besser gestaffelt das alte Tarifwerk ist, umso besser werden die Geschäftsstrukturen sichtbar. Zusätzliche Erkenntnisse wie Unternehmensziele spielen hierbei ebenso eine wesentliche Rolle wie das Annahmeverhalten bei Anträgen. Teils herrschen hier Wildschen hier Wildwuchs und Anarchie.
  6. Selbstbehaltstufenum weniger als 125 Prozent erhöht?
    Ein Indikator. den man nicht außer Acht lassen sollte. weil ein Verwirrspiel unter Fachleuten.
  7. Leistungen auch über dem 3,5fachen Satz der GOÄ?
    Dieser Ratingpunkt beweist, dass langfristig günstige Preise und hohe Leistungen sich nicht ausschließen müssen.
  8. Einzeltarifgestaltung?
    Nichts spricht seit 1970 dafür, Kompakttarifen oder Teilkompakttarifen vor Einzeltarifen den Vorrang zu geben. Gesamttarife (kompakt) verleiten offensichtlich verstärkt zum schludrigen Wirtschaften und weisen bei der individiellen Gestaltung erhebliche Nachteile für Versicherte auf.
  9. Erfolgen Neuzugänge nach Jahresein­trittsalter?
    Längst überfällig. allein schon aus Gründen der Transparenz und gerechterer Ausgangslagen. Zu loben sind die LKH, Universa und Vereinte, die in Neugeschäft wie Bestand auf jährliche Eintrittsalter ab 1997 umstellen.
  10. Sachliches Eingehen auf Anfragen, Kritik?
    Dieser Ratingpunkt nimmt ständig an Bedeutung zu. Er müßte doppelt bewertet werden. Bei Versicherten treffen ein: Antwortschreiben mit schwülstigen Erklärungen und sachlich völlig abewegigen Darstellungen. Ausnahmeregelungen werden immerhin als solche deklariert.
  11. Stabile Lage beziehungsweise posi­tive Entwicklung erkennbar?
    Gesamtlage der Krankenversicherer mit allen Tarifwerken. Bei einigen Altversicherern hat sich die Geschäftslage insgesamt teilweise leicht stabilisiert. Von einer Konkurrenzfähigkeit mit dem Alttarif kann aber meist nicht gesprochen werden. Dazu ist teilweise die Lage dramatisch und die Zukunft eine reine Vogel-Strauß-Politik. Zweit- Dritt- und Viertarifwerke sollen kurzfristig Luft zum Atmen schaffen, eben Blendtarife.

Empfehlung: Makler sollten Jungtarife meiden- Auf Grund des Marktgeschehens während der vergangenen Jahre ist klar. daß diese Tarife nur Wechsel auf die Zukunft, nur Absichtserklärungen der Versicherer sind. Dies gilt es. dem Kunden klarzumachen.

Unter der Lupe
Die Wertung von Produkten durch die Medien führt zu Qualitätssteigerungen bei den Anbietern und somit zu Vorteilen für den Verbraucher. Der Versicherungsmakler ALADON Peter Zinke zeigt für die PKV einen neuen Weg.

Seriöse Verbrauchertests sind in einem freien und welthewerbsorientierten Wirt­schaftssystem zwingend notwendig. Be­sonders gilt dies für die Private Krankenversicherung als langfristigem Verbrau­cherprodukt. Weil aber hier vieles nicht nachprüfbar, deshalb undurchschaubar und nur mit großem Aufivand zu verste­hen ist, sind Transparenz ebenso wie Glaubwürdigkeit in besonderem Maße gefordert.

Beispiel: Würde ein Wechsel des Anbie­ters nicht viele Probleme lösen? Nein, pri­vate Krankenversicherungen sollte man angesichts der zu erwartenden erheblichen Nachteile nicht leichtfertig austauschen. Und, Umdecksaktionen in der PKV als Brot­erwerb für Vermittler? Schon weil in die­sem Fall der Haftungsgedanke greifen wür­de, kann auch das kein Weg sein.

Nebelwand mit falschen Leucht­türmen
Der Markt der Privaten Krankenversicherungen ist für den Verbraucher meist wie eine Nebelwand. Es fehlt an verläßli­chen Orientierungspunkten. Versicherer scheuen sich zudem nicht, innerhalb des Nebels weitere Nebelkerzen zu zünden und falsche Leuchttürme aufzurichten. Nach Ansicht des Autors sind sich Vermittler von privaten Krankenversicherungspolicen ihrer sozialen Verantwortung und ihrer Machtmöglichkeiten gegenüber den Versi­cherern oft nicht bewußt. Pflicht der Vermittler wäre es, auf die Versicherer gestaltend einzuwirken.

Was alter zählte bisher? fast alle bisherigen Wertungen und Ranglisten zu Privaten Krankenversicherern in Medien oder Softwarehäusern beschäftigen sich mit dem Preis-Leistungsverhältnis oder/und mit Auflistung vielfältiger Bilanzkennzahlen. Damit alles klar? Nur scheinbar, denn zwischenzeitlich warten mehrere Presseerzeugnisse mit geradezu unsinni­gen Beurteilungsmaßstäbe auf.

Beispiel Eins: In dem Test eines Fach­magazins wurden ersicherer mit einem Jahresumsatz von mindestens 200 Millionen DM berücksichtigt. Wer hier zuvor kräftig mit Beitragsanpassungen geklotzt hatte, konnte so in die Wertung gelangen. Nicht gewertet wurden Unternehmen mit überlegener, langfristiger Geschäftspolitik, die unterhalb dieser Umsatzgrenze lagen.

Beispiel Zwei: Reine Preis-/Leistungsver­gleiche ohne Rücksieht auf die Historie des Tarifes und der Versicherer. Die Geschäfts­politik bei Jungunternehmen oder die langfristige Geschäfispolitik von etablierten Ver­sicherern werden einfach übergangen. Dabei liefern sie wertvolle Hinweise.

Viele der zahlreichen mit Vergleichen arbeitenden Presseorgane schufen sich so ihre eigenen Bilanzschnittstellen und Wer­tungen. Und weil man immer aktuell sein wollte, kupferte man notfalls Veröffentlichungen ab, um sie dann als neu darzustellen. Der Verbraucher erwarb mit diesen Hilfen meist nur eine Scheinsicherheit. Man vergleiche hierzu nur die Hitlisten der letzten Jahre.

Die bisher in die Wertungen eingeflos­senen Kriterien lassen sich durch Versiche­rer leicht manipulieren. Wie dies zu ändern wäre? Der Autor dieses Artikels hat es ver­sucht. Die Kernfrage lautete zunächst:Worin muss sich eine Wertung von allen anderen bisher üblichen Üherlegungen unterscheiden? Ein Rating zur Privaten Krankenversicherung muß Verfälschungen durch Versicherer ausschließen und zu­gleich die Unternehmenspolitik der Kran­kenversicherer ständig nachhaltig beeinflussen. Dadurch entstehen von selbst gute Bilanzkennzahlen. Zudem müssen wirkli­che Transparenz und umfassende Aner­kennung beim Verbraucher und bei Politi­kern erkennbar sein.

In die Wertung (vgl. “Faustdicke Überraschungen”, S. 296) kamen nur dieVollkostentarife ambulant, stationär (mindestens Zweibettzimmer) und hoher Zahnschutz. Achtung: Die Wertung gilt nicht für Beamtentarife und Arzttarife. Die Antworten zu allen elf Fragen lauten grundsätzlich ja oder nein. Ein Ja ist eine gute Wertung, ein Nein eine nachteilige Wertung. Keine Frage darf eine zweideutige Antwort zulassen. Anstelle des Ja treten in der abgedruckten Tabelle Tabelle 1*, 2*, 3*, 4*, also steigend im Wert. Anstelle des Nein treten anstei­gende negative Wertungen von -1,-2,-3,-4. Im Rating steht für das Zeichen Minus (-) eine Tilde (~).

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

Kurs 20.11.1996

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Kurs 20.11.1996

RISIKO IM ALTER

PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG

Drohende Beitragsexplosionen: Warum Sie Billigtarife meiden sollten und mit welchen Anbietern Sie langfristig am besten fahren. Von FOCUS-Redakteur Matthias Kowalski

Problem erkannt. Problem gelöst“, klopften sich die Privaten Krankenversicherungen (PKV) in doppelseitigen Anzeigen im Juni vollmundig selbst auf die Schulter. „Seit drei Jahren betreffen die meisten Beschwerden bei uns private Krankenversicherungen“, hält der Präsident des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen (BAV), Knut Hohlfeld, dagegen. „Das zeigt doch, daß im System der PKV etwas nicht stimmt.“

Wohl wahr. Doch die über 5200 aufgebrachten Privatpatienten, deren Beschwerden vergangenes Jahr den Weg auf die Schreibtische der Berliner Aufseher fanden, sind nur ein Krisensymptom der Branche:

Neukunden meiden die Privaten: Netto gerade noch 11 000 Neulinge konnten die PKV-Unternehmen 1995 für sich gewinnen, nach über 350 000 im Jahr 1992.
Versicherte in gesetzlichen Kassen sind laut Deutschem Kundenbarometer (8244 Befragte) trotz eingeschränkter Leistungen zufriedener mit ihrer Versicherung als Privatpatienten.

Per einstweiliger Verfügung untersagte das Landgericht Köln dem PKV-Verband eine großangelegte Werbekampagne wegen irreführender Aussagen. Darin hatten die Versicherungen behauptet, künftig würden Beiträge für Privatpatienten langsamer steigen als die Gesundheitskosten.

Nieten in Nadelstreifen: Zum erstenmal bestätigt die Bundesaufsicht, daß Vorstände von PKV-Unternehmen wegen Unfähigkeit vom Amt abberufen wurden. BAV-Präsident Hohlfeld im schönsten Diplomatendeutsch: „Sie können davon ausgehen, daß wir in mehreren Fällen zum Wohl der Versicherten schon aktiv geworden sind.“ Kein Name eines Betroffenen kommt über seine Lippen.

1994 setzte Finanzminister Theo Waigel eine Expertenkommission ein, um die Beitragsexplosion im Alter zu bremsen. Demnächst wird das Expertengutachten veröffentlicht.

Deren Forderung ist ein Schock für Privatpatienten: 1. Zehn Prozent Prämienaufschlag für alle Neueinsteiger, mit dem die Beiträge im Alter abgefedert werden können. 2. Zuschläge für bisherige Kunden sollen nur stufenweise möglich sein. Im nächsten Jahr könnten die Vorschläge bereits Gesetz sein.

Beitragsdämpfer sind dringend nötig: In ihrem Gutachten haben Waigels Experten erstmals ermittelt, wie stark die Prämien tatsächlich gestiegen sind. Danach mußte ein 43jähriger Neueinsteiger 1970 im Schnitt 79 Mark monatlich bezahlen, 1993 (neueste Daten) waren es schon 815 Mark – mithin eine Steigerung um 1028 Prozent.

Für Anni Pergande aus Baden-Baden ist der Beitragshorror Realität. Die 73jährige Dame ärgert sich über 1056 Mark, die sie monatlich an die Continentale Krankenversicherung überweist, bei zusätzlich 860 Mark Selbstbehalt. 1988 waren es lediglich 395 Mark Prämie ohne Selbstbehalt.

Als neueste Variante zum Sparen gibt es sogenannte Einsteigertarife mit Umstiegsoption ohne Gesundheitsprüfung. Eine altbekannte Übung: Immer wenn alte Tarife zu teuer geworden sind, wurden junge und billige Angebote auf den Markt geworfen. Bei der Central kann so beispielsweise ein 31jähriger bei vergleichbaren Leistungen zwischen Angeboten mit 352 Mark, 466 oder 512 Mark Monatsbeitrag wählen. Aber alles spricht dafür, daß er sich für den neuen Einsteigertarif EL der Central mit Höchstleistungen für gerade 206 Mark im Monat entscheiden wird.

Vor kurzfristigen Verlockungen zum Geldsparen warnt der unabhängige Vermittler Peter Zinke aus Wiesbaden. Seit Jahren durchforstet er akribisch Angebote der PKV-Unternehmen. Er warnt: „Wer Billigtarife wählt, muß später mit extrem hohen Prämien rechnen.“ Ein weiterer Haken: Wer erkrankt, kann in den seltensten Fällen in ein anderes Unternehmen wechseln.

Tatsächlich haben früher viele Unternehmen Versicherten mit labiler Gesundheit einen Umstieg von Alt- in Billigtarife verwehrt. Seit 1994 ist dieses Vorgehen gesetzlich untersagt.

So kann ein 55jähriger Mann, der vor 15 Jahren bei der DKV einen Vertrag unterschrieb, schnell ein paar tausend Mark jährlich sparen: Zahlt er heute in der Tarifkombination AM1, SM6 und ZM3 monatlich rund 673 Mark, so wäre er im Einsteigertarif K95 nach Abzug seiner Alterungsrückstellungen schon mit nur 203 Mark dabei – bei durchaus vergleichbarer Leistung.

Vorsicht! Unternehmen, die in der Vergangenheit um jeden Preis gewachsen sind und jeden ohne Gesundheitsprüfung aufgenommen haben, werden die Sünden der Vergangenheit nicht mehr los. Zinke: „Irgendwann müssen diese Risiken auf die Tarife durchschlagen.“ Die Explosion der Billigtarife ist somit vorprogrammiert.

Vergeblich suchen die betroffenen Gesellschaften bei Oberaufseher Knut Hohlfeld Hilfe. Sie möchten Zuschläge für Altversicherte verlangen, wenn diese in neuere Tarife wechseln. Hohlfeld kontert: „Ihr müßt das Gesetz eben ausschwitzen. Sonderregelungen für Unternehmen, die vor Jahren eine laxe Annahmepolitik verfolgt haben, um möglichst viele Kunden zu gewinnen, wird es im nachhinein nicht geben.“

Weiterer Schönheitsfehler der neuen Einsteigertarife: DKV, Central und Victoria zahlen nur Honorare bis zum 2,3fachen Gebührensatz, für medizinisch-technische Leistungen noch weniger. Auf der Differenz zum üblichen 3,5fachen Gebührensatz bleibt der Patient entweder selbst sitzen, oder er handelt den Medizinern die Honorareinbuße ab.

Der Rat von Peter Zinke: „Am besten sind Unternehmen, die langfristig kaufmännisch zuverlässig arbeiten, auch wenn man zu Beginn etwas mehr zahlt.“

DAS DRÜCKT DIE PRÄMIE
Umstiegsangebote anfordern: Bietet Ihr Versicherungsunternehmen mehrere Vollkostentarife an, so dürfen Sie ohne Gesundheitsprüfung in möglicherweise günstigere und jüngere Tarife umsteigen (§ 178 f Versicherungsvertragsgesetz). Mehrleistungen in Alternativtarifen können Sie abwählen oder mit einem Zuschlag bezahlen. Ihre angesparten Alterungsrückstellungen nehmen Sie in den neuen Tarif mit.

Mit Vollendung des 65. Lebensjahrs kann jeder mit mindestens zehn Jahren Vorversicherungszeit den „Standardtarif“ wählen. Dafür zahlen Sie pro Person höchstens den maximalen Durchschnittssatz der gesetzlichen Kassen (derzeit West: 804 Mark, Ost: 683 Mark) sowie eine Selbstbeteiligung von höchstens 600 Mark im Jahr, etwa für Arzneien. In der Regel zahlen Sie deutlich weniger, weil Sie auch im Standardtarif Alterungsrückstellungen zur Prämiensenkung einsetzen können. Dafür gibt es allerdings lediglich Leistungen auf Kassenniveau (z. B. Mehrbettzimmer, keine Chefarztbehandlung). Zusatzversicherungen oder Rückwechsel in normale PKV-Tarife sind ausgeschlossen.

Lassen Sie die Versicherungsaufseher für sich arbeiten: Wenn Unternehmen Tarifwechsel verweigern, den Standardtarif verheimlichen oder Prämienerhöhungen fordern, die über der durchschnittlichen Kostensteigerung im Gesundheitswesen von sieben bis acht Prozent jährlich liegen, sollten Sie die Behörde um Klärung bitten:

Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen, Postfach 15 02 80, 10664 Berlin
PRIVATE KRANKENVERSICHERUNGEN AUF DEM PRÜFSTAND

Getestet: alle Anbieter, die seit mindestens 1975 mit Tarifen am Markt sind. Die meisten Privatpatienten sind hier versichert.

Die Nase vorn haben Anbieter mit den meisten positiven Antworten: Verzicht auf Zweittarife, Fünfjahressprünge oder zumindest offensive Alternativangebote zur Beitragsreduzierung. Auffällig: Insbesondere kleinere PKV-Unternehmen schneiden gut ab.

Die Wertung: „Ja“ und „entfällt“ sind eine gute Wertung. Denn „entfällt“ heißt, die private Krankenversicherung hat ein solches Angebot nicht nötig, weil ihre Tarife im Vergleich zu anderen Anbietern noch konkurrenzfähig sind.

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

 

 

 

 

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

FOCUS Nr. 30 (1996)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/private-krankenversicherung-auf-schlingerkurs_aid_151191.html

Auf Schlingerkurs

PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG

Der Versicherungsratgeber für Privatpatienten in FOCUS: Im ersten Langzeitvergleich verdienen nur wenige Anbieter das Prädikat „seriös“
Von FOCUS-Redakteur Matthias Kowalski

Es wäre schön, wenn wir mit stabilen Beiträgen rechnen könnten.“ Peter Greisler, Chef des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV), hatte allen Privatpatienten aus der Seele gesprochen. Ein Ende der Beitragserhöhungen konnte er freilich nicht prognostizieren. Sein Achselzucken: „Wir folgen eben den Leistungsausgaben.“

Schicksalhaft steigende Beiträge dank eines unabwendbaren medizinisch-technischen Fortschritts – an dieses Märchen soll die Kundschaft glauben. „Wahr ist aber: Die meisten Unternehmen haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, sagt Peter Zinke, professioneller Analytiker und Berater der Branche aus Wiesbaden. Zum Beweis dokumentiert er den ersten Langzeitvergleich aller wichtigen Anbieter.

Die Überlegung: Wie kann man Interessenten heute die bestmögliche Garantie dafür geben, daß Unternehmen die Beiträge auch in Jahrzehnten ohne gravierende Leistungseinschränkungen noch bezahlbar halten? Althergebrachte Preis-Leistungs-Vergleiche scheiden aus, weil solche Momentaufnahmen stets durch Lockangebote sowie übers Jahr verstreute Beitragsanpassungen der verschiedenen Anbieter verfälscht werden und nichts über die künftige Tarifentwicklung aussagen.

Aussagekräftig sind Langzeitvergleiche: Nur Anbieter, die über lange Zeit strenge Risikoauswahl betrieben haben und der Bestandspflege Vorrang vor Neugeschäft einräumten, kommen noch heute mit moderaten Monatsbeiträgen aus.

Die Gegenüberstellung zwischen vergleichbaren Tarifen, die mehr als zwanzig Jahre auf dem Markt sind (siehe Grafiken S. 138), zeigt, welche Unternehmen serös gewirtschaftet haben: Während etwa eine 28jährige bei der Inter satte 698 Mark im Monat im über zwanzig Jahre alten Vollkostentarif zahlen muß, verlangt die Landeskrankenhilfe 300 Mark weniger.

Größte Vorsicht bei Zweittarifen (siehe Grafik unten), die Altunternehmen auf den Markt warfen, nachdem ihre älteren Tarife explodierten. Gefahr: Auch jüngeren Tarifen drohen im Alter ähnlich schwindelnde Beiträgshöhen.

Eine Empfehlung für Jungunternehmen fällt ebenfalls schwer: Zwar können sie ohne teure Altlasten oft günstigere Einstiegstarife anbieten als Traditionsversicherer, dennoch wird eine solche Strategie bei schnellem Wachstum kaum zu halten sein. Dies gilt vor allem für Unternehmensneugründungen der letzten sieben Jahre.

Zinkes Rat: „Anbieter, die über Jahrzehnte seriös gewirtschaftet haben, bieten die größte Gewähr für dauerhaft bezahlbare Beiträge.“ Seine Favoriten: Landeskrankenhilfe, Alte Oldenburger, DBV Offenbach, Süddeutsche und Iduna.

  • TRADITIONSUNTERNEHMEN: GRAVIERENDE UNTERSCHIEDE
  • EMPFEHLENSWERT: Anbieter, die seit zwanzig Jahren ihre Monatsprämien bezahlbar halten
  • FINGER WEG: Versicherer, denen ihre zwanzig Jahre alten Tarife aus dem Ruder liefen
  • NEUE TARIFE UND JUNGUNTERNEHMEN: BESSER ABWARTEN
  • VORSICHT bei neueren Billigangeboten von älteren Unternehmen: Schon nach wenigen Jahren sind viele explodiert. Keine Gewähr für stabile Beiträge
  • ACHTUNG: Jüngere Anbieter können günstige Tarifkalkulationen nicht dauerhaft garantieren
FOCUS Nr. 2 (1995)

FOCUS Nr. 2 (1995)

FOCUS Nr. 2 (1995)

FOCUS Nr. 2 (1995)

FOCUS Nr. 2 (1995)

FOCUS Nr. 2 (1995)

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/private-krankenversicherung-auf-schlingerkurs_aid_151191.html

Mehr Freiheiten beim Geldsparen

Neue Chancen, um der Beitragsschraube zu entfliehen. Aber kaum einer kennt sie
Von FOCUS-Redakteur Matthias Kowalski

Die Freude in der Versicherungslobby kam zu früh: Zwar ist seit Juli das Bundesaufsichtsamt entmachtet, die Assekuranz kann Tarife also al gusto auf den Markt werfen, und Verbrauchern bleibt oft nur der Gang zum Kadi.

Jetzt reiben sich aber vor allem die Privaten Krankenversicherer (PKV) die Augen. Kaum bekannt: In Gesetzesnovellen vom Sommer versteckten die Ministerialbeamten Vorschriften, die viele Privatpatienten vor unbezahlbaren Monatsbeiträgen bewahren. Durch die Hintertür treten sogar wieder die Versicherungsaufseher gestärkt auf den Plan.

Tarif-Knacker. Ursache ist das neue „Versicherungsvertragsgesetz“ (VVG). Besonders ältere Privatpatienten mußten sich bislang dem Melkmechanismus exorbitanter Beitragserhöhungen unterwerfen, sobald sie in „geschlossene“ Tarife hineingerutscht waren. Das sind Tarife, die Neukunden links liegen-lassen, weil sie im Vergleich zu jüngeren Billigtarifen schlicht zu teuer sind.

Fatal: Ohne Neukunden absolviert der geschlossene Tarif sogar noch höhere Beitragssprünge als bisher. Weil Aus- und Umstieg kaum möglich war, mußten sich die so Gefangenen bald jeden Monat vierstellige Summen für ihre Krankenversicherung aus der Tasche ziehen lassen.

Damit ist Schluß. Das neue Recht knackt geschlossene und bestehende überteuerte Tarife auf, wie in der FOCUS-Checkliste (9/93) gefordert. Nach Paragraph 178f VVG können nun Versicherte von jedem Unternehmen verlangen, daß es „Anträge auf Wechsel in andere Tarife mit gleichartigem Versicherungsschutz unter Anrechnung der aus dem Vertrag erworbenen Rechte und der Alterungsrückstellungen annimmt“. Lassen Sie sich nicht beirren: Schnell sind in einem anderen Tarif desselben Anbieters jedes Jahr mehrere Tausend Mark gespart.

Umsatteln auf eine leistungsstarke Luxusversicherung ist ebenfalls erlaubt: Wer als Kranker auf die Mehrleistung im neuen Tarif verzichtet, darf hinein. Das lohnt sich, denn im Vergleich zu geschlossenen Alttarifen sind selbst Luxustarife oft billiger, weil jünger und weil Neukunden noch aufgenommen werden.

Nur von Wechslern mit Vorerkrankungen, die auf Luxus wie Chefarztbehandlung oder Einbettzimmer bestehen, darf die Versicherung einen „angemessenen“ Zuschlag verlangen.

Die Branche selbst ist sich uneins, wie die neue Freiheit für die Versicherten zu interpretieren ist. Marktführer DKV hält einen Umstieg nur dann für problemlos möglich, „wenn der neue Tarif keine höheren Leistungen vorsieht als der bisherige“. Für diesen Fall, so erklärt der Deutsche Ring, „erfolgt, wie in der PKV üblich, eine Gesundheitsprüfung“ – wovon im Gesetz jedoch nichts steht.

„Jedem gewünschten Wechsel muß zugestimmt werden“, stellt dagegen der unab-hängige PKV-Experte Peter Zinke klar. „Sonst würde der Sinn des neuen Rechts, die Ausgrenzungstarife ohne Wechselmöglichkeit endlich außer Kraft zu setzen, konterkariert.“

Ausreden der Branche: Man biete ja gar nicht wie vom Gesetz gefordert „gleichartige“ oder „identische“ Tari-fe an, zwischen denen gewechselt werden könne. Falsch: „Alle PKVAngebote erfüllen die Gleichartigkeit zur gesetzlichen Krankenversiche-rungspflicht“, so Zinke. Identische oder „gleichwertige“ Leistungen in den neuen Tarifen seien nicht Bedingung für den Umstieg.

Die Folgen sind heftig: Ein Wechsel ist auch von Einzeltarifen für stationäre, ambulante und zahnmedizinische Behandlung in Kompakttarife mit Rundumschutz möglich, zudem sind altersmäßige Zutrittsbeschränkungen unwirksam. Eine Verordnung dazu will auch das Bundesaufsichtsamt aus der Schublade ziehen.

BEVOR SIE UMSTEIGEN: WECHSELCHECK
Wer durch einen Tarifwechsel auf Dauer Geld sparen möchte, sollte vorher seiner Versicherung auf den Zahn fühlen

DARAUF SOLLTEN SIE ACHTEN:

  • Bietet die Versicherung mehr als ein preisgünstiges Tarifwerk als Alternative an (z. B. Vereinte, Hallesche), nur den qualitativ besseren Tarif in Erwägung ziehen.
  • Bei Umstellungsangebot auf Transparenz der Leistungs- und Selbstbeteiligungsformen achten.
  • Lassen Sie billige Lockangebote für Umsteiger links liegen.
  • Bleibt Ihnen dennoch keine andere Wahl, als von einem hochwertigen in einen leistungsschwachen Tarif zu gehen, so sollten Sie eine schriftliche Rückkehroption ohne Einschränkungen für die kommenden fünf Jahre fordern.
  • Bei Umstellangeboten darauf achten, daß Sie Ihre erworbenen Alterungsrückstellungen „ungekürzt“ mitnehmen dürfen.
  • Lassen Sie sich eine Aussage zur wahrscheinlichen Kostenentwicklung im neuen Tarif vorlegen.
  • Versicherte Ärzte, die über 35 Jahre alt und in alten Tarifen versichert sind, sollten Wechsel in sog. „Jungärztetarife“ fordern.

DIE HINTERGRÜNDE:

  • Wer ein leistungsschwaches Angebot wählt, riskiert bei Krankheit oder im Alter einen nicht wieder gutzumachenden Qualitätsverlust.
  • Alternativtarife sind oft bewußt von Qualität und Leistung her wie Labyrinthe angelegt. Vorsicht: Kostenexplosion wegen Unüberschaubarkeit!
  • Nur so vermeidet man bei späteren Tarifwechseln harte Qualitätseinbußen. Anbieter versuchen, die neuen Gesetze zu umgehen. Unbedingt richtig beraten lassen.
  • Explodiert der Billigtarif, behalten Sie trotzdem Handlungsfreiheit. Keine Ausreden gelten lassen: Die Universa bietet Bestandskunden bereits einen stark abgespeckten Alternativtarif, der eine uneingeschränkte Rückkehr ermöglicht.
  • Nur dieser Terminus beinhaltet die beste Chance, auch im Alter die Beiträge bezahlbar zu halten. Bestehen Sie darauf.
  • Seriöse Unternehmen dürften dazu in der Lage sein oder bemühen sich wenigstens um eine ehrliche Antwort.
  • Bestandskunden bietet das Gesetz diese neuen Möglichkeiten. Angebot anfordern.

Untertitel: DER WECHSEL LOHNT
ZWEITTARIFE sind unter den 20 größten PKV-Anbietern weit verbreitet. Fordern Sie hier eine qualifizierte Beratung, wenn Sie nicht schon in den aufgeführten Tarifen versichert sind. Kleinere Unternehmen führen weniger Tarife im Angebot

FOCUS Nr. 43 (1994)

FOCUS Nr. 43 (1994)

FOCUS Nr. 43 (1994)

FOCUS Nr. 43 (1994)

FOCUS Nr. 43 (1994)

FOCUS Nr. 43 (1994)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/private-krankenversicherung-mehr-freiheiten-beim-geldsparen_aid_149367.html

Bundesgesetzblatt 1994

Bundesgesetzblatt vom Juli 1994 zu dem §178 f Versicherungsvertragsgesetz Tarifwechsel in der PKV

§ 178f VVG zum Tarifwechsel innerhalb der privaten Krankenversicherungen. Gilt nicht für den Tarifwechsel von einer privaten Krankenversicherung zu einer anderen.

Der Gesetzestext war eineinhalb Jahre vorher (Februar und März 1993) fast identisch in Focus, DM und (Januar 1994) Frankfurter Allgemeine Zeitung Informationsdienste Mewessystem erschienen und stammte somit als Vorgabe von mir.

Bundesgesetzblatt 1994

Bundesgesetzblatt 1994

Focus 06.12.1993

Jäger und Gejagte

PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG
Beiträge explodieren: Verbraucher zwingen Anbieter, soziale Verantwortung zu übernehmen. Von FOCUS-Redakteur Matthias Kowalski
Die Warnung kommt von höchster Stelle. Wann immer Gesundheitsminister Horst Seehofer gefragt wird, ob er den Eintritt in eine private Krankenversicherung (PKV) empfehlen könne, winkt er ab: „Die haben die Beiträge im Alter nicht im Griff, und ihre Tarife sind für Versicherte undurchsichtig kalkuliert.“

Das wird sich ändern. Gesetzesvorstöße aus Brüssel und Bonn machen der Branche Beine. So richtig kalte Füße bekommen Manager und Vertreter, seit sie tausendfach mit der Aladon/ FOCUS-Checkliste zur privaten Krankenversicherung (Heft 9/93) konfrontiert werden. Die Anbieter sollen sich zu einer soliden Geschäftspolitik und ihrer sozialen Verantwortung bekennen. Ziel: die Spreu vom Weizen zu trennen.

Anerkennung. „Der FOCUS-Check hat ein neues Denken angestoßen“, erkennt Hans Georg Timmer, Vorstandsvorsitzender des Branchenprimus DKV, an. Klaus Werter, Direktor der Victoria-Versicherung, glaubt, daß der Check Verbraucher und Vermittler sensibler gegenüber der Geschäfts- politik der Unternehmen gemacht hat. „Wenn wir damit vom überzogenen Preis-Leistungs-Denken wegkommen, wäre das bewundernswert.“

Das ist dringend nötig. Seit Jahren haben plumpe Preisvergleiche die Privatpatienten von einem Billigtarif zum nächsten getrieben, nach dem Motto: „Wo gibt es den meisten Luxus für das wenigste Geld?“ Folge: Die Kostenbomben zündeten, die PKV-Beiträge explodierten seit 1987 immer heftiger. Bis heute sind jährliche Beitragssprünge vor allem für Zähne und stationäre Behandlung bis zu 70 Prozent keine Ausnahme. Ratlosigkeit macht sich breit. Politiker drohen, Rufe nach Verbot der PKV werden laut.

Angelockt, abgezockt? Aus der Sackgasse kommt die 22 Milliarden Mark schwere Branche nur, wenn sie den Ruf der permanenten Übervorteilung ihrer Kunden abschütteln kann. Schließlich hat die Wahl eines Unternehmens, das Krankheit privat absichert, meist lebenslange Konsequenzen: Mit zunehmendem Alter wird ein Wechsel praktisch unmöglich, der Wettbewerb ist ausgeschaltet. Eine derart heikle Sozialversicherung gibt es nur noch in den USA und den Niederlanden.

„Das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines privaten Krankenversicherers darf nicht mehr der Preis sein, sondern die seriöse Geschäftspolitik“, sagt Wolfgang Scholl, Versicherungsspezialist der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Man bindet sich in der Regel gut 40 Jahre an ein Unternehmen.“

Die Kernfrage: Setzt ein Unternehmen auf die schnelle Mark und verschweigt wichtige Informationen, oder bemüht es sich um Transparenz und Pflege der Bestandskunden?

„Die Versicherten sollen endlich wissen, woran sie sind“, fordert der Wiesbadener PKV-Fachmann Peter Zinke, der die „revolutionäre Frage- liste“ (Colonia-Versicherung) nach jahrelangen Analysen mit FOCUS ausgearbeitet hat. Sein Fazit aus den Antworten der 20 größten Anbieter: „Die Versicherungen zeigen sich meist kopflos. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.“

1 Positiv: Die Colonia machte ihre Beitragsrechnungen transparenter und weist jetzt etwa die angesparten Alterungsrückstellungen aus. Auch die Gothaer will nachziehen. Nur so kann man nachprüfen ob – wie vom Gesetz gefordert – 4,5 Prozent zugeschrieben werden. Mehr ist aber dringend nötig, um Beitragssprünge im Alter durch Rückstellungen abmildern zu können.

Einen neuen Kompakttarif hat die Universa zusammen mit Zinke als Antwort auf den Check kreiert. Das Besondere: Jeder kann ohne Risikoprüfung, Wartezeiten oder Verlust von Alterungsrückstellungen umsteigen. Auch die Colonia bastelt an einem neuen Angebot, daß die Anforderungen der Checkliste voll erfüllen soll.

1 Negativ: Große Namen gaben sich die Blöße: Die Vereinte hatte drei verschiedene Erklärungen zu Alterungsrückstellungen. Geldschneiderei: Die Hallesche Nationale lehnte die Mitversicherung eines Neugeborenen zu einem günstigeren Tarif als dem der Mutter ab. Auffällig: Hanse-Merkur, Landeskrankenhilfe, Iduna Nova und Deutscher Ring blieben jede Antwort schuldig.

Warnung 1. Zusätzlich hat der Wiesbadener noch die Beitragsschübe verdächtiger Unternehmen unter die Lupe genommen. Massive Attacken reitet er gegen „Harakiri-Unternehmen“: Sie bringen sich langfristig um ihr Neugeschäft, weil sie in ihrem Bestand alte Risiken als Bömbchen schlummern haben.

Das sind Altversicherte, die oft mehr Leistungen in Anspruch nehmen, als sie Beitrag zahlen, deshalb steigen Tarife mit Altversicherten stärker. Bisher konnten sich die Unternehmen noch aus der Misere stehlen, indem sie Tarife mit Altversicherten gar nicht im Neugeschäft anboten, sondern nur billigere Neukreationen, die aber für Altversicherte geschlossen waren.

Nach EG-Wunsch sollen ab Juli ´94 die „schlechten Risiken“ aus ihren überteuren geschlossenen Tarifen in billigere Neutarife umsteigen können.

Bumerang-Effekt: Die einmal an- gelockten und schlampig geprüften „schlechten Risiken“ bringen auch jeden billigen Neutarif zur Explosion. Die teuren Tarife werden unverkäuflich. Folge: Versicherte solcher „Harakiri-Anbieter“ müssen mit explosionsartigen Beitragssprüngen rechnen.

Zinke: „Einigen Unternehmen war das Geschäftswachstum oft wichtiger als angemessene Provisionszahlung, risikogerechte Bewertung von Neukunden oder eine verantwortungsbewußte Leistungspolitik gegenüber den Versicherten.“

Die Vorwürfe zielen auf Barmenia, Central, Continentale, DKV, Hallesche Nationale, Inter, Signal und Vereinte. „Eindeutig: An den riesigen Beitragssprüngen kann man eine verheerende Geschäftspolitik ablesen.“

Die Gescholtenen kontern. Für DKV-Chef Timmer wird das Risiko, das von Altversicherten ausgeht, weit überschätzt. „Ich rechne auch nicht mit einer großen Wanderungsbewegung in neue Tarife.“ Und Vilmar Klima-schewski, Vorstand der Halleschen Nationalen, beschwört alle Analysten, „die Erfolge der jüngeren Geschäftspolitik“ stärker zu beachten. Zinke unbeirrt: „Wann begreift man in den Chefetagen, daß einmal gemachte Fehler wie Pech an den Unternehmen haften?“

Warnung 2. Der Umkehrschluß ist trügerisch: Versicherer sind nicht deshalb gut, weil sie jung sind und wenig Altversicherte haben. Seriöse Geschäftspolitik kann hier keine Tradition haben, deshalb größte Skepsis.

Mit der Geschäftspolitik als Kriterium hat auch Berater Scholl seine Entscheidung getroffen. Weil die Unternehmen parallel mehrere Tarifwerke im Neugeschäft anbieten oder Alttarife schon geschlossen haben, würde er sich nicht mehr bei Barmenia, Berlin-Kölnischer, Central, DKV, Deutschem Ring, Hallescher Nationalen, Inter, Signal und der Vereinten versichern.

Sprachlose Politik: Der Finanzminister ist allenfalls „besorgt“, Seehofer hat der Branche wenigstens den Standardtarif beschert, der wenig bringt: Alle müssen diesen Billigtarif auf minimalem Kassenniveau Kunden ab 65 anbieten – sofern sie schon zehn Jahre versichert waren. Bis dahin ist man bei schlechten Unternehmen freilich schon ein Vermögen losgeworden.

Der Shooting-Star der PKV, Peter Zinke, hält es für müßig, auf Anstöße aus der Politik zu warten, die Unternehmen zu mehr sozialer Verantwortung zwingen. „Das schafft allein die Konkurrenz zwischen guten und schlechten PKV-Anbietern. Aber wer nicht mit unangenehmen Fragen nachbohrt, erfährt auch nichts.“

KAUM IDEEN GEGEN BEITRAGSEXPLOSIONEN
Träge Geschäftspolitik: 20 Krankenversicherer wurden nach ihren Ideen gegen Beitragsexplosionen gefragt, die wenigsten hatten eigene. Der vom Gesetz ab Juli ´94 erzwungene Standardtarif für Rentner kann keine ernsthafte Lösung darstellen: In diesen Tarif – nach Preis und Leistung auf Kassenniveau – darf man erst ab 65. Wer einmal hineinrutscht, kann kaum zurückwechseln. Ein Armutszeugnis sind Vorschläge, Prämienerhöhungen durch Renten- oder Lebensversicherungen aufzufangen: Diese Unternehmen wälzen jede soziale Verantwortung auf die Patienten ab.

DKV Beitragslimitierung für Versicherte über 65, sofern 10 Jahre versichert (FOCUS: Wohl nur Standardtarif gemeint)

Vereinte „Limitierungsmodelle“, Tarif mit garantierter Beitragsentlastung im Alter

Barmenia Private Rentenversicherung abschließen

Hallesche Normaltarife in günstigere umwandeln (ab 65),

Nationale private Rentenversicherung abschließen

Inter Private Rentenversicherung abschließen

Münchner Beitragsmilderung durch Wechsel innerhalb der Verein ambulanten Selbstbehalte

Universa Freie Tarifwahl im ambulanten Bereich ohne Risikoprüfung unter Mitnahme aller Rückstellungen. Neuer günstiger Kompakttarif (spätestens 7/94) für Ältere und Familien

Victoria Gesundheits- und Treuebonus. Tarife abspeckbar

Süddeutsche „Beitragssenkungsplan“ (FOCUS: Wohl Renten- und Lebensversicherungen gemeint), Rückstellungen werden bis zum Beitrag einer 16jährigen angerechnet

Gothaer Rückstellungen werden auch bei Wechselin schwächere Tarife angerechnet

Alte Oldenburger
Mitnahme aller Rückstellungen bei Wechsel in andere Selbstbehalte und Tarife

KRANKENTARIFE: WO BEITRAGSEXPLOSIONEN DROHEN

Quelle: Aladon Umfrage, 11/93 nicht geantwortet haben Continentale, Central, Deutscher Ring, Iduna Nova, Hanse Merkur, Landeskrankenhilfe
Quelle: Aladon Peter Zinke, *Monatsbeitrag Vollkostentarif Frauen, 600 Mark Selbstbehalt, 80% Zahnersatz, 2-Bett-Zimmer

FOCUS Nr. 49 (1993)

FOCUS Nr. 49 (1993)

FOCUS Nr. 49 (1993)

FOCUS Nr. 49 (1993)

FOCUS Nr. 49 (1993)

FOCUS Nr. 49 (1993)

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/private-krankenversicherung-jaeger-und-gejagte_aid_142515.html

Focus 01.03.1993

Ihre persönliche Gesundheitsreform

KRANKENVERSICHERTE IM TARIFDSCHUNGEL

Im Kampf um eine faire und soziale Vorsorge müssen Sie sich selbst. helfen. FOCUS sagt wie. Von FOCUS-Redakteur Matthias Kowalski

Klaus Rittershaus macht seinem Ärger Luft: „Das war eine beraterische Fehlleistung par excellence.“ Vor zwei Jahren wollte der Frankfurter mit seiner Frau beim Privatanbieter Deutsche Krankenversicherung (DKV) den Luxustarif für ambulante Behandlung abspecken, um Geld zu sparen.

Der Versuch kommt Klaus und Bärbel Rittershaus heute teuer zu stehen. Das Versicherungsunternehmen hatte beide in einen leistungsschwächeren Billigtarif eingestuft, der binnen Jahresfrist explodiert ist. Folge: Statt zusammen 1240 Mark für ihren alten Luxustarif muß das Ehepaar seit Januar 1555 Mark im Monat einkalkulieren – bei deutlich verschlechterter Leistung.

Zu allem Übel bekamen sie durch den Wechsel saftige Risikozuschläge aufgebrummt und sind dennoch bei Krankheiten schlechter abgesichert.

In dem „Billigtarif“ gewährt ihnen die DKV um bis zur Hälfte weniger Altersrückstellungen. Ein Zurück gibt es nicht, und ihre 39jährige Treue zur DKV wird den beiden auch nicht gelohnt, denn ihr Beitrag reicht fast an den Tarif für Neueinsteiger heran.

Im Tarifdschungel der Privaten Krankenversicherungen (PKV) gänzlich verloren fühlt sich auch der Verleger Manfred Krick. Die DKV hatte den 53jährigen auf Wunsch aus einem geschlossenen Tarif umgestuft. Seinen Beitrag von über 606 Mark konnte er damit tatsächlich halbieren – für nur vier Monate. In diesem Jahr aber sprang der Tarif um 107 Mark in die Höhe. Folge: Verlust an Altersrückstellungen und explosionsartige Beitragsanpassung nach der Umstellung. Krick, seit 29 Jahren bei der DKV: „Ich bin stocksauer.“

Groteske Situation: Zwar hören mittlerweile alle Verantwortlichen die soziale Bombe in der Krankenversicherung ticken, doch weder Politik noch Bundesaufsicht sind willens oder fähig, sie zu entschärfen. „Wenn die PKV auf Dauer weiterbestehen wollen, müssen sie auf die sozialen Probleme der Beitragshöhe bei Älteren reagieren“, orakelte jetzt Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer.

Doch erzwingen kann er gar nichts, schließlich ist Finanzminister Theo Waigel für die Versicherungen zuständig. Der hat bislang wenig Neigung gezeigt, sich mit ihnen anzulegen. In der PKV sei es nicht möglich, auf die Einkommensverhältnisse der Versicherten abzustellen, beschied sein Ministerium knapp. „Insofern unterscheidet sie sich nicht von anderen Zweigen der privaten Versicherung wie z. B. Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung.“

Hilflos ist auch das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen: Die Berliner Beamten haben zwar sehr wohl erkannt, daß der „Versicherungsschutz im Alter natürlich nicht durch unbezahlbar hohe Beiträge in Frage gestellt“ werden darf. Doch müssen sie brav alle Tarifkapriolen absegnen, sobald „Grund und Höhe versicherungsmathematisch nachweisbar“ erscheinen.

Die Versicherten sind völlig auf sich selbst gestellt. Tarifdschungel, Beitragssprünge, schlechte Beratung: „Ich bin gespannt, wie lange die Verbraucher sich das noch gefallen lassen“, sagt Wolfgang Scholl, PKV-Spezialist der Düsseldorfer Verbraucherzentrale.

„Dabei gibt es gute Unternehmen, man muß sie nur finden“, weiß Peter Zinke. Der unabhängige Vermittler aus Wiesbaden hat seit sechs Jahren über 300 Policen ausgewertet und die Tarifsysteme der Anbieter hinterfragt. Das Ergebnis sind eine Strukturanalyse und eine Checkliste, mit denen jeder ganz leicht in der privaten Krankenversicherung die Spreu vom Weizen trennen kann. Die immer wieder veröffentlichten Vergleichslisten der Einstiegstarife bei einem fixen Betrag Selbstbeteiligung helfen gar nicht weiter.

Zinkes Ideen stellen das gesamte Wertesystem der Branche auf den Kopf und fordern eine neue Sorte qualifizierter Berater. Daß er sich damit nicht nur Freunde macht, ist dem Vermittler klar: „Die meisten Anbieter halten mit wichtigem Detailwissen hinterm Berg und wollen im Grunde nur verkaufen, nicht beraten. Das ist bewußte Desinformation.“

Häme über Privatpatienten, die heute unter ihrer Beitragslast ächzen, hält Verbraucherberater Scholl für fehl am Platz: „Die sind doch oft völlig ahnungslos in die Tarifspirale geschliddert. Um das zu durchschauen, muß man schon Versicherungsmathematiker sein.“

Die PKV werden heute ihrer sozialen Verantwortung somit nicht gerecht, bilanziert Zinke. „Nur die Versicherten selbst können die Unternehmen zwingen, sozial verantwortliche Beiträge und Tarife anzubieten.“ Er macht seine Ideen an folgenden Überlegungen fest:
Heute kann jede Versicherung durch Neutarife ihre Bestandskunden ausgrenzen und ins Messer laufen lassen. Nicht einmal eine generelle Informationspflicht über Neutarife, in die Bestandskunden wechseln können, fordert die Bundesaufsicht.
Das reine Preis-Leistungs-Verhältnis ist irreführend. Wer beim billigen Jakob abschließt, muß mit einem bösen Erwachen rechnen, wenn der Tarif durch verstärkte Inanspruchnahme der üppigen Leistungen explodiert.

Vorsicht bei fantastisch klingenden Leistungsversprechen: Anbieter, die Erstattungen etwa für Brillen oder Zahnersatz nicht sinnvoll begrenzen, sind mit Vorsicht zu genießen. Über ihre Beiträge finanzieren Sie immer den maßlosen Luxus der anderen mit.

Skepsis bei Unternehmen, die heute mit üppigen Beitragsrückerstattungen um junge Kunden buhlen. Das Geld fehlt später an Altersrückstellungen.

Diese Altersrückstellungen sind zu Recht in der Diskussion. Bei einer zehnjährigen Mitgliedschaft können leicht mehrere zehntausend Mark angesammelt sein. Sie werden aufgebraucht, wenn mit zunehmenden Alter höhere Kosten für Medikamente und Behandlung anfallen. Über jeden, der heute die Versicherung wechselt oder gar in die gesetzlichen Kassen zurückschlüpft, freuen sich die Privaten: Sie dürfen sich die aufgelaufenen Rückstellungen einverleiben.

Vordenker Peter Zinke fordert deshalb ein „Nießbrauchrecht für Altersrückstellungen“. Vorteil: Auch wenn jemand in eine gesetzliche Kasse zurückkehrt, werden die gebildeten Rückstellungen auf alle Zusatzversicherungen angerechnet, die bei der alten Privatversicherung laufen.

Wie Unternehmen auf Forderungen nach mehr Transparenz im Tarifwirrwarr reagieren, hat Dieter Meishner bitter erfahren: Nachdem der Bezirksleiter der Vereinten Krankenversicherung in Münster „die Beitragsmanipulationen“ vom vergangenen Jahr kritisiert hatte, kündigte ihm das Unternehmen.

Die Forderung des Bundes der Versicherten, die private Krankenvollversicherung abzuschaffen, lehnt Zinke ab. Das hieße, nicht alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um mehr Transparenz in das System zu bringen. „Die Guten der Branche würden so für die schlechten Anbieter bestraft. Und gute Unternehmen gibt es.“

SO FINDEN SIE DIE RICHTIGE VERSICHERUNG
Der billigste Einstiegstarif ist das falsche Auswahlkriterium: Die meisten Billigtarife explodieren, sobald die Versicherten alle versprochenen Leistungen auch in Anspruch nehmen. Es wird so gut wie kein Neutarif geschaffen, ohne daß alte Tarife durch zu große Leistungszusagen und Versäumnisse bei der Risikoauslese kaputtgemacht wurden. Folge: In den einstigen“Billigtarif“ steigt niemand mehr ein und die darin Versicherten vergreisen.

So lesen Sie die Tabelle: Die Monatsbeiträge sind allesamt direkt vergleichbar. Die Selbstbeteiligung (SB) hat FOCUS für Sie auf die fixen Monatssätze schon aufgerechnet (maximale Jahres-SB: 12).

Vergleichen: Am schlechtesten kommt eine Frau bei der Halleschen Nationalen Tarif 1 (876 Mark) davon. Doch ist Mißtrauen beim um 55 Prozent günstigeren Tarif 2 (391 Mark) der Barmenia angesagt: Das Unternehmen hat ältere Tarife, die schon expolodiert sind. Berater Zinke rät ab: „Bei Hallescher Nationale und Barmenia bleibt man für immer auf einmal erhobenen Risikozuschlägen sitzen, ein Wechsel in billigere Neutarife ist versperrt.“

Gut: Unternehmen, die nicht andauernd Neutarife schaffen und Bestandskunden damit auch nicht ausgrenzen. Mit dieser Geschäftspolitik sind Alte Oldenburger und Universa durchaus konkurrenzfähig. Zudem können Sie problemlos in der SB umsteigen.

Beispiele für monatliche Nettobeiträge privater Vollkostenversicherungen im Zwei-Bett-Zimmer

CHECKLISTE PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG
Auf den Zahn gefühlt
Wer sich privat krankenversichern will, darf nicht nur nach Preis und Leistungen schielen. Um sicher zu gehen, daß die Beiträge auch in Zukunft noch bezahlbar bleiben, müssen Sie jetzt die Versicherungen mit unangenehmen Fragen konfrontieren. Fordern Sie Antwort auf alle Fragen, bevor Sie unterschreiben. Dieser neue Check, den FOCUS zusammen mit der Vermittlung Aladon erarbeitet hat, ist auch für Privatpatienten ein Muß: Sie sollten einen Versicherungswechsel ins Auge fassen, wenn das Unternehmen mit seinen Antworten unter der Mindestpunktzahl 40 bleibt.

Das sollten Sie fragen:

  1. Tarifübersicht
    Erhalte ich bei Vertragsabschluß eine Liste, in der alle geschlossenen und alle für Neuzugänge geöffneten Tarife danach aufgeschlüsselt sind, unter welchen Bedingungen später ein Wechsel in alle anderen Tarife möglich wäre?
  2. Police
    Weist jede Beitragsrechnung den gültigen Tarifbeitrag, die angerechneten Altersrückstellungen sowie die zu zahlende Prämie gesondert aus?
  3. Fallbeispiel
    Wieviel zahlt ein(e) heute 63jährige(r) Versicherte(r) bei der selben Gesellschaft an Beiträgen,der (die) mit 40 Jahren eingetreten ist? Auch wenn der Tarif neu ist, auf Berechnung nach Endalter 63 bestehen.
  4. Tarifwechsel
    Kann ich als Versicherter bei späteren Neutarifen jeder Art ohne erneute Gesundheitsprüfung, unter Mitnahme aller meiner Altersrückstellungen und jederzeit in den neuen Tarif wechseln, und zwar auch dann, wenn die Gesellschaft mit einem anderen Unternehmen fusionieren würde?
  5. Tarifauswahl
    Könnte ich jederzeit bei mehreren Tarifwerken (auch bei geschlossenen) ohne erneute Gesundheitsprüfung sowie unter Mitnahme aller Rückstellungen uneingeschränkt wechseln und die Höhe der Selbstbeteiligung bestimmen?
  6. Kündigung
    Habe ich nach einer Beitragserhöhung mindestens acht Wochen Zeit zu kündigen?
  7. Risikozuschläge
    Läßt die Gesellschaft einmal erhobene Risikozuschläge wegfallen,sobald die medizinische Ursache des Zuschlags entfallen ist?

Hintergrund der Frage
Zwingt Versicherung zu Transparenz.
Bisher: Keine Information ist Geschäftspolitik. Größte Gefahr für spätere Jahre, wenn Ihr Tarif explodiert und ein Wechsel ausgeschlossen ist.

Wertung: bei positiver Antwort 10 Punkte
Bei einem Nein muß bewußte Desinformation angenommen werden.
Wertung: 10 Punkte für ein Ja

Nur so können Sie annähernd erahnen, was im Alter einmal auf Sie zukommt. Oft werden Ausflüchte gebraucht, um die Angaben zu verweigern.
Wertung: 10 Punkte für die Kalkulation

Nur so können Sie sicher sein, nicht in einem geschlossenen Tarif mit anderen Altversicherten bei deftigen Beitragssprüngen zu vergreisen. Nur gute Unternehmen erkennen hier ihre soziale Verantwortung und geben ein klares Ja (10 Punkte) ab

Eine variable Selbstbeteiligung bleibt im Alter oft die einzige Möglichkeit, die Versicherungsbeiträge in einem erträglichen Rahmen zu halten
Wertung: 5 Punkte für ein uneingeschränktes Ja
Bisher: maximal vier Wochen, zudem oft nur zum 1. 1. möglich. Nur bei mindestens acht Wochen haben Sie ausreichend Zeit, um Vergleiche einzuholen und die nötigen ärztlichen Untersuchungen abzuhaken.
Wertung: 2 Punkte
Wer krank ist, muß bei Abschluß Risikozuschläge zahlen. Nach der Heilung sollten sie wieder wegfallen.
Wertung: 2 Punkte für ein Ja

Ergebnis und Wertung:
49 Punkte: Unternehmen kann aus heutiger Sicht als seriös gelten. Seltener Glücksfall.
bis 45 Punkte: Unternehmen bemüht sich um Kundenfreundlichkeit und Transparenz. Auf jeden Fall in die engere Wahl.
bis 40 Punkte: Versicherung bietet den nötigen Standard an Zuverlässigkeit und sozialer Verantwortung. Offene Fragen vom Vermittler mit Originalpolicen beantworten lassen.
weniger als 40 Punkte: Hände weg! Von einem Wechsel oder Eintritt in diese Versicherung ist dringend abzuraten.

Aus FOCUS Nr. 9 (1993)

Aus FOCUS Nr. 9 (1993)

Aus FOCUS Nr. 9 (1993)

Aus FOCUS Nr. 9 (1993)

Aus FOCUS Nr. 9 (1993)

Aus FOCUS Nr. 9 (1993)

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/krankenversicherte-im-tarifdschungel-ihre-persoenliche-gesundheitsreform_aid_141245.html

DM 01.02.1993

So drücken Sie Ihre Kosten

Kranke Kalkulation

Auch die Privaten haben die Kosten nicht mehr im Griff. Sichern Sie sich deshalb rechtzeitig gegen höhere Beiträge ab.

Der unabhängige Versicherungs-Vermittler Peter Zinke aus Wiesbaden wickelte sein Geschäft viele Jahre ohne Krach ab. Nun schlägt er Alarm: „Private Krankenversicherer werden ihrer sozialen Verantwortung nicht gerecht.“

Zinke kann diesen Vorwurf belegen. Seit Jahren vergleicht er die Tarife der deutschen Assekuranzen und die zeigen nur noch in eine Richtung – steil nach oben. Nicht nur den gesetzlichen Krankenkassen, auch den Privatversicherern laufen die Gesundheitskosten aus dem Ruder.

Dafür ist die Branche teilweise selbst verantwortlich. Seit Jahrzehnten werben Privatversicherer mit immer großzügigeren Leistungskatalogen. Tendenz: Wir versichern (fast jeden), wir bezahlen (fast) alles.

Diese Großzügigkeit nennt Peter Zinke grobe Fahrlässigkeit: „Solche Werbeaussagen hören sich zwar gut an, doch wenn die Kunden die Leistungen tatsächlich unghemmt einfordern, wird bald die Kalkulation des Versicherers krank.“ Die Folge: Die Beiträge explodieren, der Versicherer verliert seine Wettbewerbsfähigkeit und junge Kunden gehen zur Konkurrenz.

In einer solchen Situation greift die Branche zum letzten Mittel. Sie schließt den alten Tarif und öffnet einen neuen. Fachmann Zinke ist überzeugt, daß „kaum ein,. geschaffen wird, ohne daß zuvor der bisherige wegen zu lascher Risikoprüfung im Neugeschäft oder wegen zu großzügiger Leistungszusagen kaputtgemacht wurde“.

Länger Versicherte werden nun in einen fatalen Kreislauf gezwungen. Ihr Tarif wird fürgesunde Neukunden unattraktiv. Die Durchschnittskosten steigen, entsprechend schnellen die Beiträge hoch. In der nächsten Phase scheren die halbwegs gesunden Versicherten aus. Sie wechseln in den neuen Tarif oder gleich zu einem günstigeren Anbieter. Schließlich bleiben nur noch die Rentner und Kranken im alten Tarif zurück und sollen astronomisch hohe Beiträge zahlen.

Beispiel Barmenia: Mit einem neuen Tarif mauserte sich die ehemals teure Versicherung zu einem der billigsten Anbieter. Den treuen Barmenia-Kunden nützt dies wenig. Nur wenn der Arzt ihnen tadellose Gesundheit bescheinigt, dürfen sie den Tarif wechseln. Mitglieder, die schon einmal längere Zeit krank waren, zahlen kräftige Risikozuschläge. Ein Barmenia-Kundenberater: „Wir lassen uns doch den neuen Tarif nicht kaputtmachen.“

Noch härter springt die Hallesche Nationale mit ihren Klienten um. Bei ihr dürfen Stammkunden den Tarif grundsätzlich nicht wechseln.

Um nicht Opfer einer solchen Entwicklung zu werden, müssen die PKV Kunden hart verhandeln. In jeden Vertrag gehört eine Klausel, die ihnen erlaubt, jederzeit in neugeschaffene Tarife zu wechseln. Und zwar ohne erneuten Gesundheits-Check und unter Mitnahme aller bisherigen Beitragsermäßigungen und Rückstellungen.

Einen netten Tarif aufzulegen nutzen die Krankenversicherer als Notbremse. Doch wenden sie auch subtilere Methoden an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Die meisten Manager heben zuerst den sogenannten Selbstbehalt an, die Quote also, die der Versicherte aus eigener Tasche bezahlt.

Auch damit wollen die Gesellschaften vor allem junge Mitglieder anlocken. Altkunden, die ihren Selbstbehalt anheben wollen, um die drückende Beitragslast zu senken, werden häufig abgewiesen. Auch dagegen hilft nur eine entsprechende Klausel im Vertrag.

So kleinlich diese Tricks der Versicherer anmuten – sie dienen nur dazu, die Folgen einer zügellosen Großzügigkeit an anderer Stelle zu kaschieren. Viele Makler gehen noch mit dem Argument hausieren. Nur die Police mit dem größten Leistungsspektrum sei verkäuflich. Dagegen warnt Vermittler Zinke seine Kunden vor solchen Angeboten. Denn seine Erfahrung und seine Analysen besagen: Je großzügiger ein Versicherer bei seinen Leistungsversprechen, desto eifriger nehmen dessen Kunden dieses Angebot auch an. Über kurz oder lang müssen die Beiträge dann explodieren.

Inzwischen stößt Zinke mit seinen unkonventionellen Ideen nicht mehr überall auf schroffe Ablehnung. Auch der Sprecher eines privaten Krankenversicherers, der anonym bleiben will, fürchtet „wachsende Instabilitäten in der PKV, weil die Kosten zu schnell wachsen. Die Einführung eines zweiten Tarifwerks gehöre zu den Vorboten. „Für den bereits PKV-Versicherten wird es bei solcher Doppeltarifierung entscheidend darauf ankommen, wie das Unternehmen die Übergangsmodalitäten gestaltet“, folgert der Unternehmenssprecher. Die sich dabei stellenden Fragen seien für die PKV-Kunden „sicherlich bedeutsamer, als den Versicherer herauszufinden, der heute im Neugeschäft etwas mehr oder weniger Beitrag verlangt“.

1265698261-2_93_1

Quelle: DM Februar 1993

1265698309-2_93_2

Quelle: DM Februar 1993

1265698332-2_93_3

Quelle: DM Februar 1993